Donnerstag, 27. Januar 2011

Wem sein was?!

Bekanntlich ist ja die ungarische Sprache eine der wenigen in Europa gesprochenen Sprachen, die nicht zur indoeuropäischen Sprachfamilie gehört. Schon zu letzterer zählen beispielsweise das Deutsche, das Französische, das Polnische.

Somit finden wir mitten in Europa eine Sprachinsel, die durch ihren von einem indoeuropäischen Standpunkt aus gesehen "exotischen" Charakter fasziniert.

Eines dieser faszinierenden Phänomene ist die Bezeichnung des Besitzverhältnisses.
Im Deutschen wird der Besitz so ausgedrückt:

das Haus des Lehrers

Zunächst erscheint also das Besitztum, und dann der Besitzer, und zwar im Genitiv.

Im Ungarischen dagegen lautet dieselbe Aussage folgendermaßen:

a tanár háza

Dabei heißt a tanár der Lehrer, und ház bedeutet Haus, háza heißt dann sein Haus.
Wort für Wort übersetzt würde der ungarische Ausdruck dann lauten:

der Lehrer sein Haus

Aber Augenblick ´mal, erinnert uns das nicht an etwas?
Im Hochdeutschen muß es das Haus des Lehrers lauten, das ist wahr, aber wie sagt man im bayerischen Dialekt?

dem Lehrer sein Haus (sic!)

Und wenn man dann noch bedenkt, dass die Phrase im Ungarischen auch lauten kann

a tanárnak háza

und dass das Suffix -nak normalerweise das indirekte Objekt, also den Dativ, bezeichnet, dann ist die Übereinstimmung zwischen dem Ungarischen und dem Bayerischen perfekt.

Das ist doch irgendwie mysteriös, nicht wahr?!

Autor: Rechtsanwalt Sven Ringhof, www.prilaro.de

Donnerstag, 13. Januar 2011

Weihnachten in verschiedenen Sprachen

Nach dem Weihnachstfest ist vor dem Weihnachstfest, und deshalb ist es nicht zu früh, uns heute einmal damit zu beschäftigen, wie der Begriff "Weihnachten" in verschiedenen Sprachen wiedergegeben wird.

Es existieren da wohl drei unterschiedliche Herangehensweisen.

a) Das Wort für "Weihnachten" bezieht sich auf die Jahreszeit und ihre astrophysikalische Bedeutung bzw. die damit in Zusammenhang stehenden heidnischen oder naturreligiösen Riten.
Weihnachten fällt ja bekanntlich in etwa mit der Wintersonnwende zusammen, und gerade dieses Naturereignis liegt dem ungarischen Wort für Weihnachten, "karácsony", (auszusprechen in etwa káratschoni), zu Grunde.
"Karacsóny" hat seinen Ursprung nämlich entweder in bestimmten bulgarischen Dialekten, wobei das Ursprungswort eben gerade "Sonnenwende" bedeutet, oder in einem albanischen Wort, das eigentlich Holzklotz bedeutet und auf im Winter zelebrierte heidnische Feuerrituale hindeutet (http://hu.wikipedia.org/wiki/Kar%C3%A1csony#A_sz.C3.B3_etimol.C3.B3gi.C3.A1ja), die wohl der symbolischen Vernichtung des Winters dienten.

b) In anderen Sprachen dagegen finden sich Ausdrücke mit eindeutig christlichem Bezug.
Das russische Wort für Weihnachten lautet "Рождество Христово" (auszusprechen in etwa Roschdistwó Christówa), wörtlich übersetzt ergibt das "Geburt Christi".
Auf serbisch heißt Weihnachten "божiић" (auszusprechen in etwa bóschitsch), worin das Wort "бог" (auszusprechen in etwa bog), enthalten ist, das Gott bedeutet.

c) Das deutsche Wort "Weihnachten" und sein tschechisches Pendant "vánoce" (auszusprechen in etwa wáhnotze), scheinen schließlich, was den Gegensatz von heidnisch bzw. naturreligiös und christlich betrifft, eine neutrale Stellung einzunehmen.
Denn als eine besondere, weihevolle Zeit empfinden sowohl Heiden als auch Christen die Tage und Nächte zwischen Heiligabend und Dreikönig.

Autor: Rechtsanwalt Sven Ringhof, www.prilaro.de